Auswirkung
- Author
- Philip Schlusslicht
- Datetime
- Permalink
- https://phil.oso.phil.ist/auswirkung.html
- Wordcount
- 465
Einige denken, es täte mir gut, wenn man sich in mein Leben einmischt. Mit bestem Willen und reinstem Gewissens tritt man an mich heran und versucht mir klar zu machen, wieso man das Recht habe und meine Sicht der Dinge im Argen läge. Ich höre mir Vieles an und versuche oft klarzumachen, wie ich die Angelegenheit betrachte, versuche mich zu rechtfertigen ohne dabei meine Integrität mir gegenüber zu verlieren. Ich gestehe ein, dass ich mir über die Existenz meines Unbewussten bewusst bin und daher weiß ich, dass man besser wissen kann, was ich verdränge. Das, was ich nicht in der Lage bin zu sehen, da es meine Wahrnehmung in ihren Grundfesten determiniert, sind nur andere in der Lage zu erahnen. Jedoch höre ich in der Hoffnung zu, einen Hinweis zu ergattern, über das an mir, dessen ich mir unbewusst bin.
Während ich das tue wird mir meist klar, dass es bei dem Austausch überhaupt nicht darum geht, mir irgendetwas mitzuteilen oder mich auf etwas hinzuweisen, dass ich übersehen könnte, vielmehr versucht man mir in altruistischer Weise aufzudrücken, was selbst nicht getragen werden kann: Ob Mensch, Leid oder Idee, Gepäck wird gerne abgeladen. Mein Bestreben mein Unbewusstes mir sichtbar zu machen schwappt in der Form auf mich zurück, dass ich ebenso das Bestreben habe den Menschen, die mir nah und lieb sind, ihr Unbewusstes bewusst zu machen. Meist jedoch - wie auch wahrscheinlich bei mir - will das Bewusstsein das Unbewusste nicht sehen, wie auch jenes nicht gesehen werden will.
Letztendlich ist es aber doch eben diese Spannung in uns, die uns zu Menschen macht. Der wirklich ausgeglichene ist nicht in der Lage Fortschritt zu vollziehen, sieht er doch keine Notwendigkeit seine Harmonie zu stören. Derjenige, dessen Leben alles Wünschenswerte beinhaltet, strebt nicht mehr; er hat seine Ruhe gefunden und verharrt in dieser, bis die Krallen der Zeit ihn dahinraffen. Alleinig sein Kontrast zu seiner Umgebung kann sich als Fortschrittsgedanke manifestieren: Er inkorporiert die Gegenüberstellung der Umwelt und eröffnet somit die Möglichkeit einer Neuausrichtung des Strebens dieser.
Das Einwirken der Welt auf das Streben des Geistes stellt sich als oftmals verheerende Trägheit dar; er kann sein Bestreben nicht aufgeben, ohne dabei ein neues aufzunehmen. Es ist ihm inhärent, sein Impuls setzt sich fort, gleichgültig in welche Bahnen er gelenkt wird. Wir haben also nicht die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen, sind wir einmal in Bewegung; wenn wir nicht mit größerer Masse kollidieren. Stellen wir uns dabei geschickt an, so können wir mittels einer Schwerkraftumlenkung unsere Bahnen selbst bestimmen.
Einige denken, es täte mir gut, wenn man meine Bahnen krümmt. Wie große Masse stellt man sich mir zur Seite und katapultiert mich damit in höhere Sphären, reichert meinen Impuls an. So eile ich geduldig durch eine riesige Leere, wartend auf meine endgültige Kollision, die mich zerreissen wird.