Episode Ich

Ist nicht so einfach, das mit dem kühlen Kopf und ihn zu Bewahren. Eigentlich hieße das ja Anteilnahmslosigkeit zu zeigen oder zumindest allem Teilnehmenden, also allen Bewusstseinsinhalten, sich gleichermaßen annehmen. In dem Falle läge die Geistesklarheit im Verkennen oder Mediieren der Impulse wie Sympathie oder Ekel gegenüber Einzelnen. Gemeint ist aber wahrscheinlich die Menge spezifischer Verhaltensmuster nicht zu offenbaren, die Rückschlüsse auf innerliche Zerrissenheit hindeutet, nach außen hin also einen ausgeglichenen Eindruck zu vermitteln.

Wir haben uns immer wieder verbitternde Kämpfe geliefert und mussten uns vieles eingestehen. Aber haben uns nie in Floskeln verloren oder Stellvertreterkriege angezettelt, lediglich einige Stagnation haben wir uns zum Vorwurf machen können. Es gab angeblich Unklarheit, aber eigentlich wurde sie nur der Klarheit und Notwendigkeit des Bevorstehenden vorgeschoben, nein, unsere Lügen waren offenkundig, die gegenseitge Kenntnis reichte sogar weiter als das einzelne Bewusstsein. Zuletzt ware es dann derselbe Impuls, der uns kollidieren und aus einanders Nähefeld hat flüchten lassen.

Was kann nun jeder lernen aus der intensiven Erfahrung von Nähe, Geborgenheit und Erotik? Selbstredend ist solch eine Zeit schön, solange sie besteht, doch vieles an dieser Schönheit scheint von ihren Erlebern maskiert zu werden vor der fundamentalen Eigenschaft von Zeit: sie vergeht. Das Bestreben nach Stabilität und Routine, das im Gehirn ein Gefühl von Kontrolle verursacht, ist ein Streben gegen den Strom der Geschichte. Ein Streben ebenso gegen die Dynamik des Subjekts, das während seiner Laufzeit zwar eine Identität in sich tragen, keinesfalls jedoch eine beschreibbare Konstante anzeigen kann.

Wer Lebzeit biographisiert betrachtet nur jene Teilzeit, die als Integral der charakterlichen Repräsentation des Akteurs gilt, was jedoch eine vorgefasste Meinung über seine historische Relevanz fordert.