Fernweh
- Author
- Philip Schlusslicht
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Wie die Pest verbreitet sich ein gieriger Gedanke entlang der Infiltration meiner Logik und sucht in mir nach seiner Ursache, jedes Trauma stigmatisierend bahnt er sich Hauptadern entlang des Neuronengeflechts, dass mir noch als meine letzte Wahrheit dargeboten wird. Meinen Geist lenkt er aus in jenen unbekannten Raum, wo die Waffen unserer Vernichtung verborgen vermutet sind. Die entsetzliche Entleerung der Werte erhebt jegliche Position auf die Ebene der Relation, ihr Absolution zu erteilen wage ich nicht, sie könnte Frucht des Fehlers sein.
Überschattet ist mein Geist, einst Fußraum der Bedacht gewesen, mit Gedanken meines Teufels. Jedes Wesen vereinnahme ich, jedes Entrinnen in Seligkeit ist Begehren nach Heil, jedes Entsagen der Entsagung ist Niederlage. Selbstliebe wird zur Sicherheitsverwahrung, denn voller Vorfreude den Hofe zur Einfahrt erreicht zu haben, ist schon so manches Herz zersprungen. Mich aber verschlägt es in die Weiten des Ungewissen; die Integration allen Gefühls in seine Einigkeit fordert mich in die Tiefe zu steigen bis ich meinen letzten Bissen Selbstgerechtigkeit aufstoße und keine Brücke zwischen Realität und Wahn mehr auffinbar ist. Alle Erinnerung, all ihre Kreuzwege und Verursachungen, sie schmelzen zu einem ätzenden Brei aus keifendem Kausalgeflecht und lassen mich spüren mir, wie ich nicht einmal Urheber meines Gedankens bin.
Überfordert erkenne ich mich in der Anbetung, der Huldigung. Segne doch nur alles mich, wenn es mich dazu noch erträgt! Meine Verworrenheit, fremden Sinnen entspringend, will ich Dir nicht zum Vorwurf machen. Dennoch ist sie der Knoten, den zu lösen ich zu Dir kam, denn Du scheinst meine Welt zu sein. Darum will ich Dir mein größtes Opfer erbringen und Dir allein mich hingeben, wenn ich voreilig versuche zu leben. Dir will ich nun alles schenken, was Du mir gabst zum Denken, Seele, Leib und auch mein Geist wird zu Deinem Herz verschweißt, denn Du bringst meinen Teufel aufs Schafott!
Doch siehe Du, der Du den Kerker nur kennst, Deine Gewohnheit scheint dem Kratzen an seinem Gemäuer entsprungen zu sein! Fetter denn je schlemmt Deine Feigheit welke Fruchtbarkeit, auf dass Du mir furchtbares Verhängnis werdest im Werte der Selbstgerechtigkeit; eher noch soll mein Samen sich verbreiten in jenen ebenso chiffrierten Gemüttern, die es verstehen mich zu sehen. Mein Ursprung soll Dir Orientierung sein, nur mir sollst Du folgen in meine Hölle.