Kognitiver Sprachfluss
- Author
- Philip Schlusslicht
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- 310
In der Überzeugung, dass das geschriebene Wort dem Gedanken näher kommen kann als das gesprochene, schreibe ich. Alle Versuche näher zu kommen, zu verstehen, führten dazu, dass die Welt sich als Einheit, als Entität erleben lässt, in der alle Geschehnisse zusammenführen. Es ist anzunehmen, dass die Psyche nur versteht was sie verarbeiten kann, dass sie erlebt wie sich Sinn erst in ihre ergibt. Psyche und letztendlich Gehirnstruktur gehen auf die Erlebnisse und Erfahrungen zurück, denen sie ausgesetzt sind und formen das Netzwerk aller Wahrnehmung im Durchlauf kognitiver Prozesse.
Aus Möglichkeiten und Zusammenhängen wird strukturiert und organisiert auf das, was ist, geschlossen. All das trifft jedoch nicht den Punkt, dass die Welt, deren Aufbau, Zusammenhang und Erscheinung sich erst im Spiel der Neuronen ergibt, nicht existieren kann. Dem Bild von einem zusammenhängenden, zentralisierten Raum, womit selbst das, was meine Finger spüren und meine Augen sehen, nicht das sein kann, was mein Gehirn verarbeitet, wurde schon lange verworfen. Wie verläuft in diesem Rahmen die Kausalität von Wahrnehmung und Ereignis ab?
Jedes Wissen, dass Wahrnehmung die Folge eines Geschehnisses ist, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Wahrnehmung ist hier immer ein Strom, geformt von den Mündungen, Läufen und Schnellen des Sprachflusses. Soll er auf die Ebene der Objektivität erhoben werden, die Wahrnehmung als Aussage selbst erhalten, so wird sie sich unweigerlich in einer zeitverzahnten Helix wiederfinden.
Jede Wahrnehmung muss alle möglichen Standpunkte in sich einbeziehen, sich intersubjektiv nachvollziehbar machen und wird dabei an die Grenzen stoßen, sich nicht widerzuspiegeln. Nach einiger Zeit, nach dem Durchlauf aller einschlagbaren Richtungen, wieder an der Feststellung, nicht einmal sich selbst zu erkennen vermögend, angelangt, wird nur eine weitere Periode der Helix vergangen sein.
Als Raster von Sinnelementen kann Wahrnehmung niemals ausgesagt werden, da sie nur den Moment ihrer Existenz beschreibt. Zeitfenster von langer Dauer zu finden, untereinander so stabile Beziehungen in sich tragende Möglichkeiten, zeichnet sich aus.