Polaroid
- Author
- Philip Schlusslicht
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- Permalink
- https://phil.oso.phil.ist/polaroid.html
- Wordcount
- 306
Ich sammele Wörter an, um mich in ihnen zu manifestieren, mich in ihnen zu betten und meine Gedanken loszuwerden. Sie sollen mir als Ausweg dienen, aus diesem Kreislauf des Lebens, sollen mich überdauern und von meiner Existenz zeugen. Sie halten eine Gegenwart fest, die nach ihrem Vorüberziehen nie wieder sein wird, ein Portrait als Selbstbeweis des Momentes.
Ich bilde damit die Spitzen und Täler ab, derer im Alltag kein Tribut gezollt wird, da sie Ausnahmen und unsichtbar sind. Es sind diese Extrema, die uns antreiben, die wir als unsere tiefsten Geheimnisse und höchsten Gefühle hüten um sie nicht zu verlieren oder zu integrieren in das, was bereits von Äußerlichkeiten besetzt wurde. Diese innersten Anteile sind es auch, die uns zueinander treiben oder voreinander fliehen lassen.
Ich schaffe einen Raum, in dem nur ich existiere, ein Raum der ohne mich kollabieren würde. Er ist ich außerhalb von mir selbst, eine Umkehrung meiner Person; meine äußere Reflexion. Wenn ich der Welt entfallen bin, so wird dieser Raum als das Gegenteil meiner Vergänglichkeit bestand haben und mich über die Dauer meiner Existenz abbilden. Was ich bin, kann er nicht sein, wie ich nicht sein kann, was er ist; mein Anfang liegt jenseits seiner Grenzen, wie sein Ende jenseits der meinen liegt.
Ich löse die Verwechslung auf, der wir beide unterliegen, ziehe eine Trennlinie zwischen uns, damit wir frei voneinander sein können. Die einzige Grenze die existiert, ist diese zwischen uns; wenn wir uns vermischen, so halten wir uns auf und begrenzen uns. Sind wir frei voneinander, ist dieser Raum bereinigt von meiner Existenz und nur noch ihr Gegenstück, bin ich frei von seiner Bindung.
Wir sind unser Gegenteil und dennoch unabhängig voneinander. Wir entscheiden uns frei für jeden Schritt und dennoch ist jeder Schritt gegenläufig. Wir sind die unteilbare Einheit aus pro und kontra, wir sind uns letzter Kontrast.