Rekombination
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- Philip Schlusslicht
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Dem Menschen ist es nur vergönnt über eine begrenzte Wahrnehmung zu verfügen. Augenlicht und weitere Sinne stehen zur Verfügung, dennoch zeigen sie ihm nicht alles. Ohne steten Wechsel, eine periodische Schwingung, ist der Mensch mehr als blind. Außerdem behindert ihn seine beschränkte Auflösung.
Es ist nur sichtbar, was auflösbar ist, anderes verschmilzt zu dem un[auf]lösbaren Kreislauf, den wir Leben nennen mögen. Leben zeichnet sich in allen Ebenen durch diesen Kreislauf, seine periodische Schwingung, aus. Sie ist die Gemeinsamkeit, Anfang und Ende verbindet, eine Periode bildet. Alle Existenz pendelt sich in diesen Kreislauf ein und findet Resonanz, die Erlaubnis gemeinsam im Einklang zu stehen. Und Einigkeit ist es, die Sichtbares erschafft und alles sichtbar macht.
Das was dennoch in der Unendlichkeit des Lebens verschollen liegt, wird begründet durch die Schwingungen, deren Perioden länger sind als des Menschen Eigenzeit. Es lässt sich vom Einzelnen kaum eine Bewegung feststellen, die weit vor seiner Ankunft begonnen und ebenso weit nach seiner Abreise verklungen ist, also eine niedrigere Frequenz als seine eigene hat. Ein omnipräsentes Element zeichnet sich im Extremen dadurch aus, dass es während seiner Aufzeichnung, der kontinuierlichen Spanne seiner Wahrnehmung, lediglich eine halbe Periode durchläuft; würde die Schwingung ihre Wirkrichtung ändern, also während ihrer Aufzeichnung ihr Maximum oder Minimum durchlaufen, so würde sich auch ihre Auswirkung auf die Aufzeichnung invertieren und wäre somit, da sie beide Kontraste ihrer Wirkung preisgegeben hat, auflösbar.
Nach dieser Annahme sind sämtliche Gottesbilder konstituiert, sie lassen Gott auf dem Sockel der geringsten Frequenz ruhen und stilisieren ihn somit zur ewigen Grundschwingung des Seins; die Physik hat sich dieses Bild zu eigen gemacht, Gott von seinem Throne vertrieben und den Kosmos an seiner Stelle gebettet: Vom Urknall, der ersten Nullstelle unserer Existenz, bis zum Armagedon, der nächsten Nullstelle unserer Existenz, sieht sie ein Universum sich erstrecken, dass sich bis zum Extrem hin ausdehnt um dann wieder in sich zu kollabieren.
Nach dieser Vorstellung würde es auch ein invertiertes Universum geben, eine Umkehrung unserer Existenz, deren Eigenschaften exakt den der unsrigen gegenüberstehen und sich in einer Interferenz mit diesen auslöschen und somit den Kreislauf schließen würden. Die Grundlage des Lebens erscheint so als Antagonismus, als die Möglichkeit der absoluten Neutralisierung durch Rekombination.