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Täglichkeit

Author
Philip Schlusslicht
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Permalink
https://phil.oso.phil.ist/taeglichkeit.html
Wordcount
313

Ich wache auf, es ist Morgen. Das graue Glitzern der Stadt dringt gedämpft durch die Doppelverglasung meines Appartements und die Wände scheinen sich gleichgültig von der Stimmung einnehmen zu lassen. Mein versuch mich des Tristen mit Wasser zu entledigen scheitert.

Jeder Schritt in den Straßen bringt unbekannte Gesichter zum Vorschein, die ebenso ungesehen wieder schwinden. Ich finde keinen Anhaltspunkt, wo ich stehe, also schreite ich voran. Immer weiter, niemals stagnieren. Ich bin gestresst vom Laufen; weiß nicht woher, weiß nicht wohin. Weder Ursprung noch Ziel kann ich mir eingestehen. Ich bin zu eigen um dem Dazu zu gehören. Niemand nimmt sich meiner an, weil ich nicht seiner bin.

Wieder eine Ecke, wieder Unsichtbares. Wieder ungesehener Raum, gefüllt mit Hoffnungen, Träumen, Tränen und Enttäuschungen. Wieder nichts Neues. Meine Route führt mich vorbei an Straßenlaternen, die ihren Dienst erwarten. Die dunklen Hüter des Lichtes, sie scheinen alle Wege zu bewachen. Gitter säumen die Gärten wie schweigende Missionare, predigen dass ich nicht hinein darf. Die gestutzte Hecke zeigt, wie fleißig ihr Herrchen mit den Scherenhänden ist. Die Geächteten sprechen zu sich, die Geachteten nur untereinander achtend. Ich spreche nicht, Worte sind unnötig geworden im Maschinenland. Hebelarm hoch, Gebote sind abgegeben. Ich muss nur die Zähne rasten hören.

Die Arbeit ruft: Erledige mich! Ich bin schon lange erledigt. Fortan gibt es nicht mehr, Grundsätze sind zu verschieden. Gefühlt wird nur auf Hauptstraßen, die Seitengassen sind verschlossen. Leerstehende Bauten, erdacht vor Urzeiten, Bestand für die Ewigkeit, immer verlassen. Ich mag es hier, niemand der mich hören will. Die Zeit ist um, sie beginnt schon wieder. Kein nächster Morgen kann sie stoppen, jeder Abend endet auf sie.

Ich schlafe ein, es ist Abend. Die Dunkelheit der Welt erobert meinen Traum. Die Nacht erwartet mich aufs Neue. Keine Auszeit, nichts ist abzuwenden, alles schon geschehen. Danach ist nicht mehr davor, beides hat sich im ewigen jetzt zu Einheitsbrei geschlagen. Flucht ist unmöglich.