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Worthaftigkeit

Author
Philip Schlusslicht
Datetime
Permalink
https://phil.oso.phil.ist/worthaftigkeit.html
Wordcount
287

Den Glaube an Worte, vom Menschen zu erbringen um sich zu verstehen, ist ständige Gefahrenquelle. Worte bezeichnen lediglich Ansichten von Möglichkeiten, niemals jedoch Wahrheit, was dem unwissenden Betrug Tür und Tor öffnet. Worte ergeben sich aus dem Denken, sie bilden Bewusstsein in unzureichend knapper Form ab, müssen dennoch aus einer Quelle stammen, die so wahr ist wie die Existenz selbst, jedoch ständigen Verzerrungen unterliegt.

Es ist zunächst nicht möglich eine Unwahrheit zu sprechen, da alles Gesprochene existiert und somit auf den grundlegenden Zusammenhängen der wahrhaftigen Existenz basieren muss. Jedoch ist diese Grundlage so weit von der Abstraktion der Worte entfernt, dass die Wahrheit, die Existenz selbst, nicht in unverzerrter Form dargestellt werden kann. Unter dieser Prämisse ist es sehr wahrscheinlich, dass es eine Verzerrung zwischen wahrhaftiger Existenz und abstrahierter Sprache gibt, die sich seit der Evolution der Sprache in ihr verborgen hält. Eine Verzerrung, die sich in der Vielzahl der Abstraktionsebenen zwischen wahrhaftiger Existenz als Grundlage des Wortes und Sprache als komplexes Muster von Worten verborgen hält und von Generation zu Generation wie das Erbgut weitergegeben wird.

Somit besteht bei jedem gesprochenen Wort die Gefahr, dass sich diese Verzerrung weiter trägt und als Gefahr des unwissenden Betruges an weitere Menschen heranträgt, die unter Umständen eine unverzerrtere Sprache beherrschen. Je intensiver der Versuch sich mittels Sprache gegen diese Verzerrung zu wenden, desto größer wird der Einfluss der sich in der Sprache verbergenden Verzerrung, womit eine sprachlich unfassbare Ohnmacht entsteht: Ein Problem des Wortes, welches durch seine Formulierung an Macht gewinnt.

Ein rekursives Problem, sich mit jedem Worte reproduzierend und niemals ablassend von sich selbst und somit ständiger Verstärkung unterliegend. Die Hoffnung besteht nun darin, dass es sich eines Tages so weit übermächtigt hat, dass wir seinem Monopol misstrauen.