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Zwietracht

Author
Philip Schlusslicht
Datetime
Permalink
https://phil.oso.phil.ist/zwietracht.html
Wordcount
347

Ich kann kaum mehr reden, ohne meine Worte verstanden zu fühlen. Die Momente des Einklangs im Zusammenspiel sind so selten geworden, sind mit Gewohnheiten und Verkenntnis überschwemmt worden. Kaum noch Minuten voll Miteinander, horchend an der Ruhe, ohne einander an den Schlaf oder die Grübelei zu verlieren. Kaum noch Stille, die uns gemeinsam umgibt.

Es ist nichts falsch daran sich einzugestehen, wie es um einen beschaffen steht, wie die Situation einzuschätzen ist. Würde ich nach meiner Bewertung befragt, so würde ich aus Scham wohl kaum mehr als gut antworten, substituieren zu einer Bemessung zwischen Rechtem und Schlechtem alles, was sich versucht Wege abseits jener bewährten Route zu bahnen. Wie soll ich verständlich machen, wenn man bereits versteht?

Nie aber würde ich eingestehen, dass sich Unverständnis zwischen uns geschlichen hat. Was uns einigt ist mehr als bares Füreinander, mehr als grober Umgang; wir sind uns einig, haben uns unserem Rausch hingegeben und sind eingegangen, was nicht mehr zu entzweien ist. Niemals könnte ich zugeben, dass diese Einheit aus verstecktem Winkel immer schon gebrochen scheint. Unangebracht kann sie sich zeigen, als wäre sie uns vorenthalten worden, als wir uns begegneten.

Ich sehe Gezeichnetes sich vor uns erheben, Vermutungen sich ergeben und sehe auch, dass sie gesehen werden. Einmal werden wir uns nicht wehren können, keine Verteidigung mehr gegen die Zweifel, die sich schleichend unserer Zweisamkeit zu bemächtigen gedenken, aufbringen. Einmal werden wir uns verlieren und auseinander gerissen werden, unfähig Widerstand zu leisten gegen ein Schicksal, dass doch von uns so lange schon befunden war. Beklommenheit überkommt mich, sinne ich darüber, dass unsere Miteinander ein Ende nehmen könnten, verbarrikadiert in der Angst vor Verlassenheit ruht mein Geist, um noch die letzten Augenblicke im Stillstand verharren zu lassen; ich male mir ein Bild von uns, in der Hoffnung auch nach dem Verzicht Unserer nicht entbehren zu müssen.

Zerronnen scheint die Gutmütigkeit, die Behaglichkeit des Verzeihens, die uns einst so große Dienste tat. Eitel sind wir geworden, wollen uns gegeneinander und bloßstellen und sind einzig auf unser Gewinnen bedacht. Vergangenheit überschattet uns, vorbei sind die Tage der Eintracht; die Zwietracht begehrt uns.